
von Cordula Behrens
„Ein deutscher Jude mit israelischen Wurzeln und eine Deutsch-Palästinenserin können miteinander reden. Gemeinsam reisen Jouanna Hassoun und Shai Hoffmann seit 2023 für ihr Projekt »Trialog« von Schule zu Schule, um über den Krieg, die gegenwärtige Eskalation in Israel und Palästina sowie die Auswirkungen für das muslimische und das jüdische Leben in Deutschland zu sprechen. Sie schaffen in ihren Gesprächsrunden einen Raum, der auch Fragen und Ansichten zulässt, die viele sich nicht trauen zu stellen oder zu äußern. Damit beweisen sie, dass das Miteinanderreden möglich ist, und motivieren die Teilnehmenden, selbst in den Dialog einzusteigen.“
So wird Shai Hoffmann, deutscher Schauspieler, Musiker, Entrepreneur (Sozialunternehmer) und Aktivist.
und Jouanna Houssan als politische Bildnerin im Theologischen Zentrum Braunschweig am Abend des 15.05.2025 vorgestellt.
Einen „Bravery Space“, einen mutigen Raum, wo man auch seinen Emotionen über Palästina und Israel seinen freien Lauf lassen kann., verkündet der Referent Shai Hoffmann.
Zunächst erzählt Jouanna Houssan über ihre Großeltern. Nach der „Familienlegende“ hätte einer ihrer Großväter „Oliven- und Feigenhaine und ein Sack Gold besessen“, bevor ihre Vorfahren durch vertrieben worden seien. Auch sie selber musste als Kind in den 80 Jahren mit ihrer Mutter aus dem Südlibanon fliehen, als ein libanesischer Soldat ihr Zuhause angesteckt hat, berichtet sie im Trialog-Buch. Shai Hoffmans Großvater ist nach dem Holocaust nach Akko gegangen, aus der Houssans Vorfahren flüchten mussten. während Hoffmanns Großvater sich dort ansiedelte.
Der Gaza-Krieg wäre viel schlimmer als die Nakba, ergänzte Houssan und fing kurz nach ihrem Vortrag an zu weinen.
In diesem Narrativ fuhr sie monologisierend fort. Wie und wann unter welche Umständen der Großvater von Houssan seine Sachen packte und warum er mit seiner Familie in den Libanon flüchtete erzählt Houssoun in ihrer oral history nicht. Historische Bezüge zu ihrer Familiengeschichte konnte sie nicht vermitteln. So blendete sie auch die politisch historische Situation kurz nach der Staatsgründung Israels 1948 bewusst aus.
Von 5 arabischen Staaten wurde der junge Staat angegriffen. Der UN-Teilungsplan kannten die arabischen ‚Führer‘, darunter auch der Mufti von Jerusalem, riefen die arabische Bevölkerung auf , kurzfristig das Land zu verlassen, damit die syrischen, jordanischen, ägyptischen gegen die Juden besser kämpfen konnten. Den UN-Teilungsplan kannten die arabischen Führer nicht an.
Houssans Großvater habe der Familienlegenden nach ‚Oliven- und Feigenhaine und ein Sack voller Gold‘ in Haifa gehabt.Dem arabischen Aufruf, die Stadt Haifa, in der der Großvater von Houssan lebte, zu verlassen, versuchte die damalige Stadtverwaltung abzuwenden und die arabische Bevölkerung zum Bleiben zu bewegen.
Wie der israelische Historiker Benny Morris schreibt kam es in einem Viertel in Haifa zu Kampfhandlungen, die durch arabische Söldner provoziert wurden, so dass dass das Viertel zerstört wurde.
Heute leben trotz der ‚Nakba‘ von 284.000 Einwohnern noch 33.000 arabische Israelis also über 10 % der Bevölkerung in Haifa. Es ist eine der wenigen Städte, in denen Juden und Araber weiterhin zusammenleben. Dort gibt es eine arabische Mittelschicht, die im öffentlichen Dienst im Finanzwesen oder als Künstler tätig ist. In Haifa gibt es ein Kulturzentrum Beit Ha‘ Gefen, die das Zusammenleben zwischen arabischer und jüdischer Bevölkerung fördert und Brücken zwischen den Bevölkerungsgruppen baut. Ein Beispiel ist das „Museum ohne Mauern“ in Wadi Nisnas. In diesem Viertel gibt es Straßenkunst. Das Zentrum verfügt auch über eine arabisch sprachige Bibliothek und fördert lokale Autor*innen von Kinderbüchern. Sogar ein Theater „Al Karama“ führt Theaterstücke in arabischer Sprache auf.
Der Begriff Nakba wird nicht erklärt sondern nur als identitätsstiftend gesetzt. Während die Israels die Unabhängigkeit vom englischen Mandat jedes Jahr feiern, ist der 15. Mai für die ‚Palästinenser‘ der Tag der Katastrophe, der erst 1998 vom Palästinenserführer Jassir Arafat eingeführt wurde! Schlüssel symbolisieren nach dem Nakba-Mythos die abgeschlossenen arabischen Häuser, in denen alle ‚palästinensische‘ Nachkommen wieder zurückkehren sollen oder wollen. Wie, wann und durch wen oder vor was der Houssans Großvater sich gezwungen sah mit seiner Familie in den Libanon zu flüchten, erzählt Houssan in ihrer oral history nicht. Die „Nakba“ bleibt gewollt nebulös. Die Familienlegende eine häufig erzählte Legende von Palästinensern.
Als der Schriftsteller Mark Twain im 19. Jahrhundert das Palästina im Osmanische Reich besuchte beschrieb er, wie die jüdische und arabische Bevölkerung dort größtenteils in Armut zusammen lebten. Osmanen stellten die großen Latifundienbesitzer schrieb der Ökonom Karl Marx.
Einen Eindruck gewinnt man durch eine Fotoausstellung des Künstlers Ephraim Lilien, die das Leben in dem Landstrich Palästina Ende des 19. Jahrhunderts zeigt. Zur Zeit ist sie in Braunschweig zu sehen.
Auf der Braunschweiger Veranstaltung sprachen meistens die beiden Referent*en. Als 2 TeilnehmerInnen die Geiselnahme und das größte Massaker nach der Shoa an Jüdinnen und Juden durch circa 3000 Gazaner am 7 Oktober 2023 ansprachen, wertete Hoffman den einen als „unsäglich Beitrag“ ab. Die Berechtigung des zweiten sprach Houssan mit der Gegenfrage, ob die Teilnehmerin Verwandte in Gaza und in den palästinensischen Gebieten -mir nicht dir nichts- ab. So zeigten Houssan und Hoffmann dass ein „Miteinanderreden“ und ein „Dialog“ über „Palästina und Israel“ mit Ihnen eher nicht möglich war. Von Ihren Absichtserklärungen „Trialog-Gespräche zu führen“ und „Bravery Spaces zu öffnen“ blieben Mitte Mai im Theologischen Zentrum nach meiner Meinung leider nichts als ihre Behauptungen übrig. –
Disput nach der Veranstaltung:
Noch während der Veranstaltung wurde ich, die Beitragsschreiberin, von anwesenden ‚Palästinensern‘ als Lügnerinnen beschimpft. Einer von ihnen, der sich als Kardiologe zu erkennen gab, fragte kurz nach der Veranstaltung, ob ich, die Beitragsschreiberin wisse, wie viele Palästinenser -darunter seien auch viele Kinder- in Israel gefangen gehalten werden. „Ihre Gefangennahme habe sicher mit Terrorangriffen am, vor und nach dem 7. Oktober zu tun, den diese Palästinenser als Straftaten begangen haben. Darunter sind bekanntlich auch Mörder wie der getötete Hamasführer und Drahtzieher des 7. Oktobers Yahia Sinwar“, entgegnete ich.
Daraufhin erklärte der Kardiologe wütend, „Ihr habt 6 Millionen Juden umgebracht“! Dem stimmte ich zu, dass „meine Eltern und Großeltern an der Shoa Schuld seien und fügte hinzu: „Aus der arabischen Welt hatte Hitler einen Verbündeten den Mufti von Jerusalem, Amini Husseini, der mit seiner Al Hodscha Armee in Jugoslawien wütete und in seinem Berliner Exil mit dem Nazi-Radiosender in Seesen den eliminatorischen Antisemitismus der Deutschen in die arabischen Dorfkneipen exportierte.“
Leider hatte ich den Kardiologen so aufgebracht, dass er nicht zuhörte, „mit Antisemitismus“ dürfte ich überhaupt sprechen und erklärte „Sie meinen der Holocaust sei von Palästinensern begangen worden? Sie leugnen den Holocaust der Deutschen, Sie sind eine Holocaustleugnerin!“